Geteilte Aufmerksamkeit, 2023

Geteilte Aufmerksamkeit I - II
steel, wood, photo transfer on wood, acrylic glass
118 x 57,5 x 16 cm
2023

Bei den zwei gezeigten Wandobjekten ‚Geteilte Aufmerksamkeit‘ nutzt Werner je eine leporelloartig gewinkelte Holzpaneele als Basis für eine Schwarz-Weiß-Ansicht von Wohnhäusern, ergänzt durch quadratische Plexiglas-Stelen. Diese Stelen verändern die klare Räumlichkeit der Häuser hin zu einem Spiegelkabinett. Da bei der Wahrnehmung der eher unscheinbaren Motive – typische Berliner Gebäude der architektonischen Nachkriegsmoderne – das Wissen um die tatsächliche Geometrie solcher Häuser beim Betrachten der Arbeiten mitgedacht und mit den in Werners Arbeiten wahrgenommenen Formen abgeglichen wird, muss das Gehirn eine Lösung finden. Die sichtbaren geometrischen Formen, so realiter nicht denkbar, werden in der Frontalansicht beim Betrachten neu und sinnig angeordnet, die übliche Wahrnehmung und Logik eines Bildes ist in Frage gestellt.

 

 

Dieser Wunsch sitzt tief, denn das Raster in Werners Auswahl der Gebäude, die die Grundlage für diese Arbeit schaffen, in der wir das Raster in der Architektur, die Gleichförmigkeit, in den Wohnhäusern wiedererkennen (wollen), spiegelt auch eine gesellschaftliche Ebene wider. Sie trägt einen fragwürdigen Wunsch des Individuums nach Konformismus, Einheitlichkeit, Wiederholung und Gleichheit. Die von Werner aufgegriffene Architektur ist damit auch ein Symbolbild, nicht aus den gesellschaftlichen Normen der Moderne ausbrechen zu wollen, ausbrechen zu können. (aus dem Ausstellungstext von Martin Conrads)