Anticipation of the Moment, 2021
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Anticipation of the Moment
alexander levy
Berlin, 2021
Serial Deflection
Meine Arbeiten setzen häufig bei Transformationsprozessen an, etwa von dreidimensionalen in zweidimensionale Strukturen und umgekehrt. Bei ‚Serial Deflection’ (Serielle Umlenkung des Lichts) werden 12 offene Glaskästen an der Wand arrangiert. Die Anordnung ergibt sich aus den Schatten. Die Komposition wird von der Lichtquelle vorgegeben und folgt damit einem Prinzip, welches der Zentralperspektive ähnelt. Die Größen der Kästen sind jedoch identisch, was eher dem Prinzip einer Parallelprojektion entsprechen würde. Die mathematische Anmutung erfährt hier einen Widerspruch und kann nicht logisch aufgelöst werden.
Von vorne betrachtet sind nur die Kanten der Glasrahmen sichtbar, jedoch nicht das Volumen. Aus dieser Perspektive wird die Lichtzeichnung - eine schematisierte Darstellung von räumlichen Strukturen - am deutlichsten sichtbar.
Die Kästen bilden sich selbst als Zeichnung von Licht und Schatten an der Wand ab, als ephemere Darstellung der Idee von kastenförmigen Strukturen. Das reelle Volumen tritt hinter der Idee des abgebildeten Volumens zurück, verstärkt wird der Eindruck von Entmaterialisierung durch die Transparenz des Glases. Das Glas funktioniert als Medium, es bleibt selbst als Material und Körper weitgehend im Hintergrund. Sichtbar wird das Glas vor allem, indem es das auftreffende Licht teilweise an die Wand spiegelt sowie teilweise absorbiert und damit einen Schatten auf der Wand generiert. Die gleichmäßige Ausleuchtung der Wand wird damit aufgespalten in Licht und Schatten.
Der gestohlene Raum
Auf einem Overheadprojektor sind Glasscheiben arrangiert, die eine schematisierte Raumzeichnung auf die Wand werfen. Die Kanten und verschatteten Flächen suggerieren eine perspektivische Frontalansicht auf eine Wand mit einer Raumecke und einem Stück Boden. Die Assoziation von Tiefenraum wird durch die minimale Abweichung aus der rechteckigen Konstruktion beim stumpfen Winkel der Bodenfläche hervorgerufen. Ansonsten wirkt die kontruktivistische Komposition vorwiegend flächig. Das Interpretieren eines Koordinatensystems erinnert an einfache Darstellungen aus 3D- Programmen. Der Raum wird auf seine mathematischen Koordinaten reduziert. Eine senkrecht aufgestellte und leicht angewinkelte Glasscheibe steht vor der Wand und nimmt die suggerierte Räumlichkeit auf. Die Projektion setzt sich durch die von der Glasscheibe verursachte Verschattung im Realraum fort.
Gelegenheit der Verlegung
An der Wand lehnen 24 quadratische Spiegelscheiben, bei denen sich der Neigungswinkel um jeweils 0,3° verschiebt. Das Resultat ist eine Erweiterung des Raums in Form einer fächerartigen Struktur. Die gespiegelte Raumkante zwischen Boden und Wand erscheint dabei als gestückelte horizontale Linie, die stufenförmig ansteigt, während die Steigung des Bodenfragments zunehmend abfällt. Die Sichtlinien des Betrachters und dessen Bewegung im Raum spielen eine wesentliche Rolle bei der Erfassung und Vervollständigung der Arbeit. Der Raum wird mathematisiert, in Sequenzen zerlegt. Die markanten Liniensegmente ordnen den Raum neu.