Raumhäutung, 2022

Raumhäutung (Operativ-technischer Sektor des Bundesministeriums für Staatssicherheit) I - V

collage made from archival pigment prints
96 x 61 cm - 77 x 75 cm
2022

Die Fotoaufnahmen für die Collagenserie sind in einem leerstehenden Gebäude entstanden, welches ehemals zum operativ-technischen Sektor des Bundesministeriums für Staatssicherheit gehörte. Die Räume stehen seit der Wende leer und zeigen starke Spuren des Zerfalls. Die Tapete löst sich von den Wänden und der Lack blättert ab. Bei meinen Collagen befindet sich ein Fine Art Print im Hintergrund, auf welchem Fetzen mit demselben Motiv montiert sind. Das Papier wurde in Wasser eingeweicht und die oberste Schicht mit dem Fotomotiv hauchdünn abgezogen. Das Prinzip des Sich-Ablösens im Bildmotiv setzt sich in der Form des Papierträgers fort. Die Grenzen zwischen abgebildetem und tatsächlichem Raum lösen sich auf. Der Zerfall schafft sich neuen Raum und

 

 

schreibt sich haptisch in das Bild ein.  Man sieht ein Trompe l’oeil, welches den realen Raum als Scheinwelt darstellt. In den Gebäuden des operativ-technischen Sektors wurden Geräte zum Überwachen der Bevölkerung in der DDR hergestellt wie zum  Beispiel Abhöranlagen, Kameras und Vorrichtungen zum Öffnen von Briefen.  In der DDR konnte es schnell passieren, dass man die Rolle der eigenen Person verkörpern musste und die eigenen vier Wände zur Kulisse des Schauspiels wurden. Die Fetzen erinnern an ein durch Mimikry getarntes Tier, welches plötzlich sichtbar wird. Ähnlich der Mimikry war das Rollenspiel vor allem zu dem Zweck bestimmt in einem ideologischen Setting möglichst wenig aufzufallen.